Selbstbewusst, erfolgreich und dankbar

Mosa aus Somalia hat sich nach kurzer Zeit bestens integriert
Mosa musste aus seinem Heimatland Somalia fliehen. Er ist froh, dass er in Memmingen in Sicherheit leben und lernen kann. Damit das so bleibt zeigen wir kein Foto, auf dem man ihn erkennen kann. Foto: KJF/Patrick Seifert
28. Oktober 2016

„Ich bin so dankbar, denn hier werde ich geholfen!“. Zugegeben: Mit dem Dativ steht der 17-jährige Mosa aus Somalia noch auf Kriegsfuß. Doch sonst ist sein Deutsch ist exzellent. Erstaunlich gut sogar, angesichts dessen, dass der hochgewachsene junge Mann aus Ostafrika noch nicht einmal zwei Jahre in Memmingen lebt. Als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling wurde er mit knapp 15 Jahren in Rosenheim aufgegriffen und in einer der 13 Wohngruppen von St. Hildegard aufgenommen; dies ist eine Einrichtung des Erziehung- und Jugendhilfeverbundes Memmingen-Unterallgäu der Katholischen Jugendfürsorge.

Heute lebt Mosa bereits selbständig in einer Wohngemeinschaft. Er führt seinen eigenen Haushalt und lebt sein eigenes Leben. Vor wenigen Wochen hat er eine Ausbildung bei der Firma BUZIL-WERK Wagner GmbH & Co. KG als Maschinen- und Anlagenführer begonnen. Dieses Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt qualitativ hochwertige Reinigungschemie für die professionelle Gebäudereinigung. Dort ist man begeistert von dem 17-Jährigen, dem ersten Asylbewerber, den die Firma mit 140 Mitarbeitern beschäftigt: „Mosa ist wissbegierig, freundlich und denkt einfach immer mit“, so Ausbildungsleiterin Brigitte Messner.

Selbstbewusst und modisch gekleidet tritt der junge Mann mit seinem Hipster-Haarschnitt in den Besprechungsraum der heilpädagogischen Jugendhilfeeinrichtung in der Memminger Lindenbadstraße. Dort trifft er heute seinen Bezugsbetreuer Patrick Seifert, der Mosa auf seinem Weg in die Selbständigkeit begleitet. „Mosa ist einer, der weiß was er will“, lobt Seifert. Das wusste Mosa schon im Alter von 14 Jahren. „Ich wollte einfach nur weg aus meinem Dorf.“ Wie viele Kinder und Jugendliche aus dem ostafrikanischen Bürgerkriegsland stieg er – mit dem Geld der Mutter in der Tasche, doch ganz auf sich allein gestellt – auf den LKW einer Schlepperorganisation. In einem Alter, wo bei anderen Buben gerade der Stimmbruch einsetzt, flüchtete er vor Clans und Milizen, vor allem aber vor den militanten Islamisten, die das ostafrikanische Land in Angst und Schrecken versetzen. „Die Kinder werden gezwungen, Kindsoldaten zu werden. Das wollte ich nicht. Die Terroristen waren überall in meinem Dorf. Da sitzen friedlich Menschen an einem Tisch und dann macht es Boff und alle sind tot “, erzählt er wild gestikulierend. Dann wird er wieder ruhig und konzentriert, als er berichtet, was er auf der Flucht erlebt hat. Dinge die sich in Berichten unbegleiteter jugendlicher Flüchtlinge wiederholen, Dinge, die man keinem wünscht. Erlebnisse, wie die Gefangennahme in einem lybischen Gefängnis oder die Notrettung nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer. Jetzt gehe es ihm gut, beteuert er immer wieder. Doch seine Angehörigen sind noch in Somalia, und daher nennen wir in diesem Artikel nicht einen richtigen Namen und zeigen kein Foto von ihm, auf dem er erkannt werden kann. Die durch die Flucht entstandenen Narben auf seiner dunklen Haut sind verheilt. Und die in seiner Seele? Mosa blickt nach vorn.

Kurz nach seiner Ankunft in Memmingen belegte Mosa einen Deutschkurs. Denn mit seiner Muttersprache „Af-kaa Soomaali-ga“ kam er im Allgäu natürlich nicht zurecht. Er sprach auch kein Wort Englisch. In den gemischtsprachlichen und gemischtgeschlechtlichen Wohngruppen in St. Hildegard leben Jugendliche aus allen Nationen, mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen was Sprache, Bildung, Intelligenz betrifft zusammen, die einzige gemeinsame Sprache ist Deutsch. Bereichsleiterin Simone Manns führt die schnellen sprachlichen und integrativen Fortschritte ihrer Zöglinge auf diese Art der Koedukation zurück. Das Leben in Wohngruppen wirke motivierend auf alle.

Bereits nach fünf Monaten war Mosa in der Lage, die 8. Klasse einer Mittelschule in Memmingen zu besuchen. Nach der 9. Klasse schloss er mit dem Hauptschulabschluss ab und bewarb sich um eine Ausbildung. „Schon beim dritten Mal hat es geklappt“, strahlt der junge Mann. Die Ausbildungsleiterin der Firma BUZIL-WERK Wagner GmbH & Co. KG, hatte den jungen Asylbewerber im Praktikum und während einer Woche Ferienarbeit kennen und schätzen gelernt. „Mosa ist sehr fleißig, zuverlässig und lernwillig. Man erkennt den starken Willen, sich zu integrieren“, lobt Brigitte Messner den jungen Mann. „Wir hoffen, dass er jetzt die Berufsschule schafft und noch lange bei uns bleibt.“ (slm)