Der Juli 2020 war mit mehr als 70.000 Geburten der Monat mit den meisten frisch gebackenen Eltern im Jahresverlauf. Auch für 2021 wird ähnliches erwartet. Erziehungsberaterin Silvia Möst von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung hat Tipps für alle werdenden Eltern, wie der Start in den neuen Lebensabschnitt möglichst gut gelingt. „In der Regel brauchen Eltern das erste Lebensjahr des Kindes, um in diese neue Aufgabe hineinzuwachsen“, so Erziehungsberaterin Silvia Möst. „Bei manchen geht es schneller, bei anderen braucht es länger. Eltern zu sein, ist eine Herausforderung.“
Neben den vielen schönen und beglückenden Momenten als Familie, gibt es für Eltern immer wieder auch Phasen, die anstrengend und kräftezehrend sind. Wichtig ist es laut der KJF Erziehungsberaterin, dass man sich nicht mit anderen vergleicht und den Partner und sich selbst nicht unter Druck setzt. „Hilfreich ist es, gut für sich selbst zu sorgen und wahrzunehmen, wie es einem selbst mit der neuen Rolle geht“, so Silvia Möst. „Die allermeisten Eltern glauben, sie seien mit ihren Gedanken, Ängsten, Sorgen und Problemen völlig allein. Fast alle Eltern, die zu uns in die KJF Erziehungsberatung kommen, erleben einen Aha-Effekt, wenn sie merken, dass es ganz vielen ähnlich geht.“
Tipps der KJF Erziehungsberaterin für Eltern:
- Vorfreude teilen und Pläne schmieden: Bereits während der Schwangerschaft bietet es sich an, die Vorfreude auf das Kind dazu zu nutzen, sich auch über organisatorische Fragen Gedanken zu machen. Vor allem für die ersten Wochen nach der Geburt ist ein möglichst genauer Plan hilfreich: Kann der Partner nach der Geburt Urlaub nehmen oder direkt in Elternzeit gehen? Wie können Freunde oder Verwandte unterstützen – zum Beispiel, indem sie den Einkauf übernehmen. Auch eine prall gefüllte Tiefkühltruhe mit vorgekochtem Lieblingsessen ist in den ersten Wochen entlastend. Zusätzlich ist eine Nachsorge-Hebamme, die zu Hausbesuchen kommt, eine wichtige Stütze für junge Eltern.
- An die eigene Kindheit erinnern: Ebenfalls spannend ist es, wenn die werdenden Eltern sich gemeinsam von ihrer eigenen Kindheit erzählen und berichten, welche Erinnerungen und eigenen Vorstellungen sie in Sachen Familie mitbringen. Das ist durchaus bei jedem unterschiedlich. Was will man vielleicht bewusst anders machen als die eigenen Eltern, was vielleicht genauso? Hilfreich ist es, sich in der Kommunikation zu üben: Erst einmal die eigenen Vorstellungen für sich zu klären und dann diese Erwartungen dem Partnerin oder der Partnerin mitzuteilen. Eine gute Paar-Kommunikation ist eine wichtige Voraussetzung, um auch später bei Konflikten gut miteinander sprechen zu können.
- Rücksicht aufeinander nehmen: Beide Partner sollten als Eltern Rücksicht aufeinander nehmen und nachsichtig mit sich und dem anderen sein. Dafür ist es wichtig, miteinander zu sprechen und sich nicht zurückzuziehen, wenn es schwierig wird. Gerade die ersten Wochen und Monate sind extrem kräftezehrend für beide Elternteile.
- Die Entstehung von Stress verstehen: Stress entsteht bei jungen Eltern vor allem dann, wenn zu idealistische Vorstellungen auf die Realität treffen. Kommen dann auch noch der Schlafmangel, die in der Anfangszeit völlig normalen Überforderungsgefühle sowie Konflikte mit dem Partner oder den eigenen Eltern dazu, sind Frust und Ohnmacht vorprogrammiert.
- Weniger Erziehungsbücher lesen: Die unglaubliche Menge an Ratgeberbüchern für Eltern führt eher zu einem Perfektionszwang als zu wirklicher Hilfe oder Erleichterung im Familienalltag. Weil Bücher aber selten individuell auf die jeweilige Familiensituation passende Ratschläge liefern, ist hier weniger oft mehr. Ein Termin bei einer Erziehungsberatungsstelle, dem Kinderarzt oder anderen Hilfestellen wie einer Schreibaby-Ambulanz kann da oft schnellere und konkretere Hilfe leisten.
- Flexibel bleiben: Das Elternsein lässt sich nicht planen. Und schon gar nicht, welche Persönlichkeit das Neugeborene mitbringt. Gerade am Anfang folgen die Entwicklungsschritte der Babys sehr schnell aufeinander, darum wechseln auch die Herausforderungen rasant. Darum sollten Eltern flexibel bleiben und immer wieder neu ausprobieren, womit es ihnen und ihrem Kind gut geht. Und wo es notwendig ist, dass beide Elternteile an einem Strang ziehen.
- Als Paar im Gespräch bleiben: Viele Menschen stoßen überhaupt erst als Eltern an ihre persönlichen Grenzen. Schließlich lebten sie zuvor meist ein sehr selbstbestimmtes und autarkes Leben. Die plötzliche Fremdbestimmung, aber auch die finanzielle Abhängigkeit vom voll arbeitenden Partner können starke Gefühle auslösen. Andererseits lastet ein großes Verantwortungsgefühl auf den vollverdienenden Elternteilen, die sich auch erst in ihre Versorgerrolle einfinden müssen. Darum ist es hilfreich, als Paar im Gespräch zu bleiben und zu versuchen, klar zu kommunizieren.
Info: Sollten Eltern das Gefühl haben, keine gute Lösung für sich und ihr Kind zu finden, helfen die KJF Erziehungsberaterinnen und -berater weiter. Die KJF Beratungsstelle bietet neben persönlichen Gesprächen unter Wahrung der stets aktualisierten Hygiene- und Abstandsregelungen, auch Telefonberatungen sowie Videoberatungen oder -konferenzen für alle Familienmitglieder. Zusätzlich können die Beraterinnen und Berater der KJF Beratungsstellen über die anonyme Online-Beratung der Caritas unter www.caritas.de/onlineberatung sowie die der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung (bke) unter https://bke-beratung.de kontaktiert werden. Eine Besonderheit in Corona-Zeiten: Es können Beratungsgespräche, soweit sinnvoll und unter Wahrung des Datenschutzes möglich, auch im Freien bei einem Spaziergang durchgeführt werden.
Alle Standorte und Ansprechpartner unter www.kjf-kinder-jugendhilfe.de/erziehungsberatung
Katholische Jugendfürsorge der Diözese Augsburg e.V. (KJF)
Die KJF Augsburg ist einer der größten Anbieter für Gesundheits-, Sozial- und Bildungsdienstleistungen in Bayern. Seit 1911 bietet das Sozialunternehmen vor allem Kindern, Jugendlichen und Familien mit rund 80 Einrichtungen und Diensten Lösungen für die verschiedensten individuellen Bedürfnisse an: in der Kinder- und Jugendhilfe mit Kindertagesstätten, Stationären Wohnformen oder Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung; in Berufsbildungs- und Jugendhilfezentren, durch Angebote für Beruf und Arbeit sowie Integrationsunternehmen und -dienste; in der Medizin mit mehreren Kliniken; in verschiedenen Schulen. Darüber hinaus bildet die KJF Augsburg kontinuierlich annähernd 500 Fachkräfte für soziale und medizinische Berufe aus.
Als christlicher Verband katholischer Prägung ist für die KJF und ihre rund 5.800 Mitarbeiter jeder Mensch wertvoll, unabhängig von Herkunft, Status, Religion oder Kulturkreis. Vorstandsvorsitzender ist Markus Mayer, Vorsitzender des Aufsichtsrates Domkapitular Armin Zürn.
Weitere Informationen zur KJF finden Sie unter www.kjf-augsburg.de.
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